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Datenarbeit ist Teamarbeit.

Geschrieben von Presse & Öffentlichkeitsarbeit | 20 Mai, 25 8:47 AM
Ein Interview mit Dr. Franziska Bathelt, Leiterin des Datenintegrationszentrums (DIZ) der Medizinischen Universität Lausitz - Carl Thiem. Bildquelle: TMF e.V./Volkmar Otto

Frau Bathelt, welche Herausforderungen gab es beim Aufbau des DIZ – insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Datenqualität oder Akzeptanz?

Um einen nachhaltigen und korrekten Aufbau des DIZ an einem (damals noch) kommunalen Krankenhaus zu realisieren, bedurfte es dem Verständnis der Versorgungsprozesse, medizinischer Daten und der Schaffung von Mehrwerten. Wir haben daher mit Hospitationen auf den Stationen begonnen und sind in einen engen Austausch hinsichtlich der Erleichterung von Arbeitsprozessen gegangen. Zudem haben wir sehr intensiv mit medizinischem Personal im Rahmen von Workshops zusammengearbeitet. Daraus entstanden u.a. konsentierte Prozesse zur Datenbeantragung und der Datennutzung zu Forschungszwecken. Dies trug immens zur Erhöhung der Akzeptanz und verfügbaren Datenqualität bei.
Hinsichtlich der rechtlichen Aspekte haben wir eine enge Zusammenarbeit mit dem lokalen Datenschutz und dem Informationssicherheitsbeauftragten aufgebaut und so ein sehr konstruktives Klima erreichen können.

 

Welche Learnings aus Cottbus könnten auf andere Regionen übertragbar sein?

Die wichtigsten zwei Punkte zur Erschließung und Nutzbarmachung von Daten sind Kommunikation und Mehrwertgenerierung. Die (Medizin-)Informatik muss sich stark in die Versorgungsprozesse eindenken. Hierbei haben die Hospitationen zu Beginn sehr geholfen. Die Ideengenerierung und Entwicklungen sollten nicht einem Selbstzweck genügen sondern kooperativ, interdisziplinär und interprofessionell erfolgen.

 

Wie gelingt es, regionale Akteure zur aktiven Beteiligung und Datenbereitstellung zu motivieren?

Eine definitive Antwort kann ich hierauf derzeit noch nicht geben, da wir hier noch am Anfang stehen. Wir sehen aber in Veranstaltungen wie den Unterarbeitsgruppen des Innovations- & Netzwerkrates ein großes Engagement der regionalen Akteure bei der Erarbeitung neuer Versorgungsansätze. Die Hoffnung hinsichtlich der Datenbereitstellung ist, dass Mehrwerte und gemeinsame Visionen dazu führen, die Beteiligung der regionalen Akteure auch hierfür sicherzustellen.

 

Wie sieht die langfristige Vision für das DIZ Cottbus im Kontext des Europäischen Gesundheitsdatenraums aus?

In Vorbereitung auf die Umsetzung der im EHDS vorgesehenen Prozesse arbeiten wir derzeit an einem Anschluss der regionalen Gesundheitsakteure an die IT-Infrastrukturen der MUL-CT. Uns ist bewusst, dass die Hauptaufgabe von z.B. niedergelassenen Ärzt*innen die Patientenbetreuung und nicht die IT-seitige Umsetzung der Anforderungen des EHDS ist. Wir wollen daher gerne niederschwellige Angebote schaffen, die regionalen Akteure von diesen Herausforderungen zu entbinden und dies über unseren Verantwortungsbereich abzudecken. Mit dem Wunsch zur Schaffung von Arbeitserleichterungen in der Region eröffnet sich gleichzeitig jedoch auch die Möglichkeit, nachhaltige (technische und organisatorische) Strukturen zu schaffen, durch die das DIZ Cottbus als „decentralized health data access body“ im EHDS-Kontext fungieren kann.

Liebe Frau Bathelt, herzlichen Dank für das Gespräch.